Das JazzBaltica Ensemble steht wie keine andere Idee für die Geschichte des Festivals. Eine Erfolgsgeschichte – wenn man nur an das auf CD dokumentierte Projekt mit Bengt Arne Wallin denkt oder an das unvergessliche Konzert unter der Leitung von Maria Schneider mit anschließender Tour 1996. Auch unter Arrangeuren wie Lars Danielsson, Steven Bernstein, Vince Mendoza, Wolfgang Haffner und Johannes Enders ist das Ensemble regelmäßig zu großer Form aufgelaufen. Umso erfreulicher, dass zum Festivalbeginn Johannes Enders‘ großartige »Jones-Suite« aus dem Jahre 2008 mit Hank Jones am Piano beim Enja-Label auf CD erscheint.Nachdem das JazzBaltica Ensemble vor zwei Jahren zu neuen Ufern aufbrach und dafür in wesentlichen Positionen neu besetzt wurde, steht die Formation in Jubiläumsjahr unter der Leitung des international vielgefragten Bassisten Martin Wind. Schon 2009 beim Esbjörn Svensson-Tribute »Treasures« des schwedischen Saxofonisten Joakim Milder bildete er zusammen mit Andi Haberl an den Drums die rhythm section. Und nun werden Winds Kompositionen erstmals in diesem Großformat erklingen. Der 1968 in Flensburg geborene Musiker fungierte in der vergangenen Dekade als wichtiges Bindeglied zwischen den Jazzszenen in Deutschland und den USA. Ein Aktivposten auch für das Festival, dem er seit Jahren als Stammgast die Treue hält.Im Mittelpunkt des Konzerts steht ein Werk in Erinnerung an Theresia Haarmann, das Wind in den letzten zwei Wochen ihres Lebens geschrieben hat. In dieser Ehrung kommt zum Ausdruck, welch hohes Ansehen sie unter den Künstlern genießt. Durch das Gedenken an Theresia bekommt das Festival-Motto »with friends« noch einmal eine besondere Bedeutung. Denn Maria Schneider hat sich spontan bereit erklärt, nach Salzau zu kommen, um dieses gefühlvolle Lied zu dirigieren. Das gleiche gilt für Nils Landgren, der nur in diesem Stück als special guest auftreten wird. Daneben werden auch Michael Wollny, Donny McCaslin und Nils Wülker als Solisten mitwirken. So wird dieses Konzert nicht nur zu einem Höhepunkt des 20-jährigen JazzBaltica-Jubiläums, sondern auch zu einem »Salute to Theresia«, die der JazzBaltica-Familie schmerzlich fehlen wird.Winds musikalische Entwicklung ist eng mit den Namen dreier Pianisten verbunden: Bill Mays, Dena DeRose und Don Friedman, deren Trio er angehört. »Als Bassist liegen meine Haupteinflüsse klar bei den Meistern Ray Brown, Ron Carter und Wolfgang Guettler«, so Wind; »In meiner New Yorker Zeit habe ich gelernt, mir die Freiheit zu nehmen, ich selbst zu sein.« Für seine Premiere als Ensembleleiter wird Martin Wind überraschende Gäste und den »Artist in Residence« Michael Wollny auf die Bühne holen. Daneben sorgt ein exquisiter deutsch-skandinavischer Bläsersatz um den Ensembleleiter 2008, Johannes Enders, für die nötige Soundfülle.Mit Øyvind Brække konnte die Bläser-Section um eine wertvolle sechste Stimme bereichert werden. Der norwegische Posaunist gilt als hochkarätiger Geheimtipp. Zusammen mit dem Saxofonisten Trygve Seim und dem Schlagzeuger Per Oddvar Johanson gründete er 1993 am Trondheimer Musikkonservatorium »The Source«. Eine Band, die bislang zwei Klangereignisse der besonderen Art auf dem Label ECM veröffentlicht hat. Der 41-jährige Brække ist ein musikalischer Freigeist, der auf gemeinsame Projekte mit Dichtern und DJs, Raï-Sängern und Rappern, mit Performance-Künstlern, klassischem Streichquartett oder Psycho-Rockern wie Motorpsycho zurückblicken kann.